Orientteppichen hing lange ein leicht verstaubtes Image an, das irgendwo zwischen Fliesentisch und Gelsenkirchener Barock angesiedelt war. Doch seit einigen Jahren befindet sich dieses Image gründlich im Wandel. Dafür sorgen einerseits kostengünstigere Webtechniken, die Orientteppiche auch für jüngere Leute erschwinglich machen, und andererseits moderne, frische Designs. Nicht zuletzt hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein Orientteppich mit seinen wunderschönen ornamentalen Mustern nur dann zur Geltung kommt, wenn ihm Platz zum Atmen geboten wird. Lassen Sie ihn nicht unter Wohnzimmertischen und schweren Möbeln verschwinden. Breiten Sie ihn zum Beispiel zwischen Wohnlandschaft und TV-Möbel aus, wo sich seine Pracht richtig entfalten kann.
Es müssen auch keine schweren dunklen Farben wie Braun, Weinrot und Dunkelblau sein: Wählen Sie helle Farben wie Beige, Creme und Grau, die einen hellen Einrichtungsstil unterstreichen, oder intensiv leuchtende Farbtöne wie Rot, Gelb und Pink als reizvollen Kontrast zu weißen oder schwarzen Möbeln. Orientteppiche passen in jedes Zimmer und sind als Läufer eine beliebte Wahl für lange schmale Flure oder Treppen.
Ein echter handgeknüpfter Orientteppich kann viel Geld verschlingen. Ein Kauf sollte also gut überlegt sein. Stellen Sie sich folgende Fragen:
Wo soll der Orientteppich liegen?
Nehmen Sie Maß, um sicher zu sein, dass der Wunschteppich wirklich passt. Soll der Teppich unter Möbeln liegen, muss er groß genug sein, dass beispielsweise ein Esstisch mit vier Stühlen ganz darauf passt. Ornamentale Muster kommen am besten zur Geltung, wenn keine Möbel auf dem Teppich stehen.
Was darf der Teppich kosten?
Ein handgeknüpfter Orientteppich aus hochwertiger Seide kann ein Vermögen kosten. Es handelt sich dann um eine echte Wertanlage. Sie möchten nur einen hübsch gemusterten Teppich für Ihre Wohnung? Dann darf es auch ein maschinengewebter Teppich aus günstigen Fasern sein.
Wie wird der Teppich genutzt?
Möchten Sie zum Beispiel mit Ihren Kindern auf dem Teppich spielen oder auf dem Boden liegend Computerspiele zocken, wählen Sie am besten einen weichen Hochflorteppich. Ein Teppich oder Läufer im Hausflur sollte schmutzabweisend und robust sein, damit ihm Straßenschuhe nichts anhaben können.
Welche Maße können Orientteppiche haben?
Orientteppiche sind in unzähligen verschiedenen Maßen erhältlich. Sie finden winzige Teppiche, mit denen Sie eine Fensterbank schmücken können, ebenso wie riesige Teppiche, die Ihren Wohnzimmerboden vollständig bedecken. Einige der wichtigsten Standardmaße und Bezeichnungen sind:
Raumfüllende Orientteppiche:
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170 x 240 cm
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200 x 300 cm
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220 x 330 cm
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250 x 350 cm
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300 x 400 cm
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350 x 450 cm
Brücken:
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60 x 120 cm
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75 x 140 cm
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90 x 160 cm
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100 200 cm
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120 x 200 cm
Läufer sind generell in den Breiten 70, 80 oder 100 cm und in verschiedenen Längen erhältlich. Stimmen Sie den Läufer auf die Breite und Länge Ihres Flurs oder Ihrer Treppe ab. Neben klassischen rechteckigen Teppichen finden Sie auch runde Teppiche, die Sie wunderbar unter einen runden Glastisch stellen können. Ovale Teppiche wiederum sind gut geeignet für Sitzgruppen. Beachten Sie bei der Wahl der Maße, dass der Teppich immer ein wenig Abstand zur Wand haben sollte, um gut zur Geltung zu kommen.
Die heute am häufigsten verwendeten Materialien für Orientteppiche sind:
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Wolle:Die Qualität der Wolle hängt von der Rasse und den Lebensumständen der Schafe ab. Die beste Schurwolle kommt von Schafen aus dem Hochland, die das erste Lebensjahr noch nicht überschritten haben. Die Wolle wird nach der Schur gereinigt, fein gesponnen und gefärbt, ehe sie zu kunstvollen Mustern geknüpft oder gewebt wird. Wolle ist eine lichtechte Faser. Sie behält auch unter Sonneneinstrahlung ihre Farbeintensität. Die Naturfaser nimmt bei Bedarf Feuchtigkeit auf und gibt diese später wieder an das Raumklima ab.
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Baumwolle:
Baumwollpflanzen liefern das Rohmaterial für die beliebten Baumwollteppiche. Diese sind dünner und leichter als Wollteppiche und relativ empfindlich. Baumwolle gilt als reißfest und langlebig. Teppiche aus Baumwolle sind eher dünn und strapazierfähig. Kleine Modelle lassen sich sogar in der Waschmaschine reinigen. Baumwolle wird auch als Kettfaden für Teppiche verwendet. Sie macht den Teppich härter.
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Seide: Naturseide wird aus den Kokons der Maulbeerspinner gewonnen. Ein einziger Kokon kann einen 25.000 Meter langen Faden ergeben. Seide ist sehr strapazierfähig und die sehr dünnen Fäden erlauben besonders schöne Muster mit hoher Knotendichte. Allerdings sind Seidenteppiche auch mit Abstand die teuersten Orientteppiche.
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Kunstfasern: Immer häufiger werden Kunstfasern eingesetzt, um günstige Orientteppiche maschinell zu weben. Dies ist eine gute Wahl, wenn Sie die fantasievolle Ornamentik der Orientteppiche lieben, aber keine enorme Summe für einen echten Orientteppich anlegen möchten. Verwenden Sie diese Teppiche, wenn Sie kleine Kinder oder Haustiere haben oder mit einem schönen Orientteppich einen trendy Vintagelook unterstreichen möchten.
Wir empfehlen einen Orientteppich aus Wolle oder Baumwolle, weil die nachwachsenden Naturfasern als nachhaltig gelten. Fetthaltige Wolle kann besonders leicht mit einem Neutralreiniger gereinigt werden. Teppiche aus synthetischen gewebten Fasern sind günstiger in der Herstellung, aber nicht so langlebig wie ein Teppich aus Wolle. Teppiche aus Mischgeweben vereinen die guten Eigenschaften aller Fasern.
Im Laufe der Jahrhunderte hat jede Teppichnation eine Vielzahl eigener Designs und Stile hervorgebracht. Im Allgemeinen bestehen Orientteppiche aus einem Mittelfeld und einer Bordüre. Grob wird zwischen geometrischen Stilen mit geraden Linien und floralen Stilen mit kurvigen Linien unterschieden. Klassische Orientteppiche aus Zentralasien zeichnen sich durch ihre Symmetrie mit Spiegelungen und Wiederholungen aus. Lassen Sie einen Teppich eine Weile optisch auf sich wirken und Sie werden staunen, wie viel sie darin erkennen.
Als Gabbeh-Teppiche werden einfarbige Orientteppiche mit hohem Flor bezeichnet. Sie verleihen einem Raum eine ruhige Ausstrahlung und eine warme Atmosphäre. Perserteppiche zeigen eine Vielfalt von Ornamenten und Mustern. Als Grundfarben finden sich häufig Beige, Blau und Rot. Mit verschnörkelten Ornamenten eignet sich ein Perser für ruhige, kühle Räume mit schlichter Einrichtung, denen sie eine warme Atmosphäre verleihen.
Die sogenannten Dorf- und Nomadenteppiche zeigen geometrische Muster. Sie harmonieren gut mit dem skandinavischen Design und anderen modernen Einrichtungsstilen. Orientteppiche aus Pakistan und Afghanistan sind in dunklen Tönen gemustert. Sie fügen sich gut in puristische helle Räume ein, da sie das Raumklima stärken. Indische Teppiche ähneln in ihrer Machart persischen Teppichen. Sie sind jedoch preiswerter und weniger robust.
Als Ziegler-Teppiche werden Teppiche mit einem ausgeblichenen Look bezeichnet. Sie passen gut zum Vintage-Einrichtungsstil, wenn sich ihr Farbton im Raum wiederfindet. Sogenannte Vintage-Teppiche sind sehr robust. Sie können als kurzflorige Teppiche in stark frequentierten Bereichen wie im Flur, in einem Durchgangszimmer oder im Büro ausgelegt werden. Als Kelim wird ein gewebter Teppich bezeichnet. Ein Kelim belebt durch seine auffallende farbliche Gestaltung schlichte Räume.
Schenken Sie auch der Knotendichte Beachtung: Ein „grob geknüpfter“ Orientteppich hat zwischen 25.000 und 60.000 Knoten pro Quadratmeter, ein „fein geknüpfter“ Orientteppich 120.000 bis 200.000 Knoten. Stellen Sie sich die einzelnen Knoten im Orientteppich vor wie die Pixel Ihres Fernsehers: Je mehr Pixel (Knoten), umso feiner und intensiver wird die Darstellung.
Soll Ihr Teppich eher schlicht sein? Schauen Sie nach Berberteppichen und nepalesischen Teppichen. Diese verzichten auf prunkvolle Ornamentik und kommen mit dezenten Streifen oder Motiven in einigen wenigen schlichten Farben aus.
Ein einfarbiger Orientteppich beruhigt einen belebten Raum, wogegen ein bunter Teppich Spannung in ein ruhiges Zimmer bringt. Helle Farben vergrößern ein Zimmer optisch, während dunkle Farben das Zimmer optisch verkleinern. Sind die Wände gemustert, dann sollte die Wahl auf einen einfarbigen Orientteppich fallen, um nicht noch mehr Unruhe zu erzeugen. Wir empfehlen, dass sich die Farben des Teppichs in den Möbeln oder an der Wand für ein stimmiges Gesamtkonzept wiederfinden. Der Orientteppich gilt als zeitlos.
Jeder handgeknüpfte Teppich ist ein Einzelstück und ein Blickfang am Boden. Zu dunkeln Möbeln kommen Farben wie ein intensives Blau oder Pink im Teppich zum Leuchten. Wir empfehlen dazu halbtransparente Gardinen. Ein Orientteppich mit auffälligen Farben passt als Blickfang am Boden zur kühlen Ledercouch und zum Glastisch. Zeitlose Perserteppiche mit Farbverlauf oder im Shabby Chic harmonieren mit einem klassischen Einrichtungsstil.
Mit der richtigen Größe wird der Orientteppich perfekt in Szene gesetzt. Soll der Teppich vor dem Sofa liegen, dann müsste er mindestens so breit wie das Sofa sein. Das Standardmaß für einen Perserteppich liegt hier bei 200x300, 240x340 oder 300x400. Wir empfehlen bei dieser Größe, die Sitzmöbel komplett auf dem Teppich zu platzieren. Bei einem kleineren Wohnzimmer reicht es, wenn die Vorderbeine der Sitzmöbel auf dem Teppich stehen. Dazu sind die Standardgrößen 200x290 und 160x230 geeignet. Soll der Teppich vor dem Sofa unter dem Couchtisch liegen, dann müsste der Teppich Maße wie 140x200 oder 120x170 haben. Ein Orientteppich 80x150 eignet sich für die Funktion eines Läufers.